Ketamin in der Schmerztherapie

Ketamin ist seit Jahrzehnten ein sicheres und bewährtes Medikament in der Notfallmedizin und Anästhesie. In wissenschaftlichen Studien wird es seit einigen Jahren erfolgreich zur Behandlung therapierefraktärer Depressionen eingesetzt – also Depressionen, die auf Standardverfahren nicht ansprechen. Aus dieser Forschung sowie der bekannten starken schmerzlindernden Wirkung in der Akutmedizin entstand die Idee, Ketamin auch zur Behandlung chronischer Schmerzen einzusetzen.

Ketamin ersetzt keine aktivierende, multimodale Schmerztherapie, die nach wie vor das wissenschaftlich empfohlene Standardverfahren ist. Es kann diese Therapie jedoch sinnvoll und wirksam ergänzen.

Mögliche Anwendungsbereiche von Ketamin

  • Chronische Schmerzen, insbesondere mit neuropathischen Schmerzen
  • Fibromyalgie
  • Chronisches Regionales Schmerzsyndrom (CRPS, Morbus Sudeck)
  • Therapierefraktäre Migräne, Chronischer Kopfschmerz
  • Diabetische Polyneuropathie
  • Therapierefraktäre Depression
  • Angstzustände
  • Posttraumatische Belastungsstörung

Ablauf einer Ketamin-Behandlung bei chronischer Schmerzerkrankung

In der Regel besteht eine Therapie aus 5–6 Sitzungen mit zwei bis drei Terminen pro Woche. Individuelle Anpassungen der Therapiefrequenz sind nach Absprache möglich.

Vor Beginn der Therapie findet ein persönliches Gespräch mit einem unserer Schmerztherapeuten statt. Dabei wird Ihre medizinische Vorgeschichte aufgenommen, Sie werden körperlich untersucht, umfassend aufgeklärt und Ihre Fragen werden beantwortet.

Die eigentliche Behandlung erfolgt als kontrollierte, langsame Infusion mittels einer Spritzenpumpe (»Perfusor«). Während der Infusion werden Blutdruck, Puls, EKG und die Sauerstoffsättigung kontinuierlich überwacht. Sie befinden sich dabei stets in Betreuung und unter medizinischer Überwachung. Bereits wenige Minuten nach Beginn der Infusion tritt ein entspannter und erholsamer Dämmerzustand ein. Um störende Geräusche und Unruhe zu vermeiden, finden die Behandlungen ausschließlich außerhalb unserer Sprechzeiten statt.

Eine Infusion dauert etwa 45 Minuten. Anschließend werden Sie so lange nachüberwacht, bis sich der Dämmerzustand sicher zurückgebildet hat. Danach können Sie abgeholt werden und in Begleitung nach Hause gehen. Bitte beachten Sie, dass Sie für den Rest des Tages nicht aktiv am Straßenverkehr teilnehmen dürfen.

Wann ist eine Ketamin-Behandlung nicht möglich?

Eine Behandlung mit Ketamin darf nicht durchgeführt werden bei:

  • schlecht eingestelltem Bluthochdruck
  • fortgeschrittener oder instabiler koronarer Herzkrankheit sowie bestimmten anderen Gefäßerkrankungen
  • Schilddrüsenerkrankungen
  • Schwangerschaft und Stillzeit

 

Auch im Bereich der seelischen Gesundheit gibt es Ausschlusskriterien:

  • bekannte Manien, Psychosen oder Halluzinationen
  • Alkohol- oder Substanzmissbrauch

Kosten der Behandlung

Die Abrechnung der Ketamin-Behandlung erfolgt nach der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ). Es handelt sich um eine individuelle Gesundheitsleistung (IGeL, also eine Selbstzahlerleistung), die von den gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen wird.

Privatversicherte sollten vor Beginn der Therapie eine mögliche Kostenübernahme mit ihrer Versicherung klären. Die Kosten für eine Ketamin-Behandlung betragen etwa 250 Euro pro Sitzung.